Im Neoliberalismus sind wir alle in einer ähnlichen Situation: Die blanke Existenz treibt zu Taten, die uns oft gegen den gesunden Willen verstoßen lassen. Wir leben, als wäre es der letzte Tag, die letzte Nacht.
Das feedback zwischen Existenz, Arbeit, Luxus, Grenzsport und Lustqual wird unerbittlich. Die Seele juckt, aber wir kratzen nur an unschuldigen Hautstellen. Die Seele windet sich in materiellen Ketten, wird von unserer Geilheit versklavt.
Doch wir bohren immer tiefer und tiefer mit unserem Konsumbegehren in längst toten Magnum(Eis)-Löchern, die von künstlichen Aromen triefen.
Es herrscht eine seltsame Einigkeit des absoluten Einsatzes der Person: alle Zeit, die wir haben, alle Gesundheit, die wir haben, alle kreativen Affekte und Emotionen, die wir haben.
Alles steht unter dem Zeichen des Totenkopfes mit den gekreuzten Knochen: biblisches Alle gegen Alle.
Was bleibt dann noch außer hier und da ein Luststromschlag? Für den bezahlen wir auch noch bereitwillig, egal ob in barer Münze oder in symbolischen Krediten, weil sonst gar nichts mehr rockt.
Die simulierte Lustqual, die uns aber doch funktionieren lässt. Wie gut.
Es wäre schön, wenn du vorbeischauen würdest, denn ich bin schon wieder verdammt ausgebucht und eingespannt und weggerannt.
Vorsicht. Schlimm.
Mein Loch/Mein Schwanz verlangt nach Dir, aber ich habe gar keine Zeit für Lustkrämpfe. Dazu soll ich eine Miles&whore-Kreditkarte kaufen, damit ich Bonus-Punkte sammle.
Ich muss Geld verdienen, ich muss mein Konto selbst verwalten, ich muss meine Rente optimal anlegen, ich muss risikofreudig an der Börse spekulieren – aber nicht zu risikoreich –, ich muss schnell auf mails antworten, ich muss noch was für meinen Rücken tun, ich muss noch ein Geschenk für Birgit kaufen, ich muss noch schlauer werden, ich muss noch meine Reiseabrechnungen machen, ich muss noch einkaufen, ich muss mir noch einen runterholen, ich muss noch einen Flug buchen – ich habe keine Zeit.
Nur noch 2 ½ Worte bis zur Ewigkeit.
Dann Schluss.
Und zwischendurch mit flammender Stimme Ideen explodieren lassen. Der brennende Hals ist die Lunte für die schnalzenden Worte, die Euch die Zunge in die Fratze stecken. Und auch dafür bezahlt ihr bereitwillig.
Das ist ein love song,
eine Hasstirade gegen Laubgebläse.
Stefan Römer founded the activist artist collective »FrischmacherInnen (fresh-makers)« (1992); his essay film »conceptual
paradise« (2006) on post-minimalist and three generations of conceptual art was internationally screened; his book »inter-esse« appeared at merve pub. in 2014....more
Two-and-a-half hours of freakish, dissonant ambient soundscapes tailored specifically for visual artists: unsettling, and yet inspiring. Bandcamp New & Notable Jan 8, 2020